
Der Seminarraum war an diesem Morgen spürbar angespannt. Ein Team, das eigentlich für seine Innovationskraft bekannt war, litt unter einer unsichtbaren Mauer aus Missverständnissen und unausgesprochenen Konflikten. Die Stimmung war gedrückt, die Produktivität litt. Unsere Aufgabe: den Knoten lösen, ohne ihn zu zerreißen.
Wir starteten nicht mit einer Powerpoint-Präsentation, sondern mit einer einfachen Frage: “Was wünschen Sie sich für die Zusammenarbeit in diesem Raum?” Zögerlich kamen erste Antworten, dann immer offener. Es wurde schnell klar: Es ging nicht um fachliche Differenzen, sondern um unterschiedliche Kommunikationsstile, um das Gefühl, nicht gehört zu werden, und um alte Geschichten, die wie Schatten über dem Team lagen.
In den folgenden Stunden schufen wir einen Raum, in dem jeder seine Perspektive einbringen konnte – ohne Schuldzuweisungen, aber mit der klaren Erwartung, Verantwortung zu übernehmen. Wir arbeiteten mit konkreten Fallbeispielen aus ihrem Alltag, simulierten schwierige Gespräche und gaben direktes Feedback. Es war faszinierend zu beobachten, wie sich die Atmosphäre langsam wandelte. Aus anfänglicher Skepsis wurde Neugier, aus Zurückhaltung wurde Offenheit.
Am Ende des Tages war die Mauer nicht verschwunden, aber sie hatte Risse bekommen. Die Teammitglieder hatten gelernt, aktiv zuzuhören, ihre Bedürfnisse klar zu formulieren und Konflikte als Chance zur Weiterentwicklung zu begreifen. Sie verließen den Raum nicht mit einer fertigen Lösung, aber mit einem Werkzeugkasten voller neuer Strategien und dem festen Vorsatz, diese im Alltag anzuwenden. Es war ein kleiner Schritt für das Team, aber ein großer Sprung für ihre zukünftige Zusammenarbeit – ein lebendiger Beweis dafür, dass Entwicklung dort beginnt, wo Menschen bereit sind, sich zu begegnen.